Dimitrios Varvaritis
Research Fellow (10/2016-08/2017)
Antisemitische Diskurse in Griechenland nach der Shoah, 1944–1949
Mit der Befreiung waren die griechischen Überlebenden der Shoah mit denselben Fragen konfrontiert wie die Juden im übrigen Europa: Für einen Neubeginn mussten sie sich Unterkunft und Arbeit sichern, die Restitution geraubten Besitzes einleiten und Trauerarbeit für den Verlust von Familien und der Zerstörung ihrer Gemeinden leisten. Gleichzeitig waren sie aber der Gleichgültigkeit, wenn nicht sogar Feindseligkeit breiter Teile der nichtjüdischen, griechischen Bevölkerung ausgesetzt. Das Projekt wird die zahlreichen antisemitischen Manifestationen von 1944, dem Jahr der Befreiung, bis zum Ende des Bürgerkriegs 1949 dokumentieren und analysieren. Auch wird zu klären sein, inwieweit der Antisemitismus nach dem Holocaust mit früheren Fällen von Judenfeindlichkeit in Verbindung stand bzw. inwieweit lokale Bedingungen oder die Landespolitik bei diesen Aktionen eine Rolle spielte.
Dimitrios Varvaritis studierte Recht an der Universität Sydney und Geschichte in London, wo er am King‘s College in Geschichte promovierte. Seine zentralen Forschungsfelder sind die Beziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden in Griechenland und im ostmediterranen Raum. Er ist Mitautor der Edition Sephardi Lives: A Documentary History 1700–1950, Stanford 2014.