Katherine A. Lebow
Research Fellow (10/2013 – 03/2014)
Zeugenaussagen der Nachkriegszeit, polnische Überlebende und die spezifische Erzählkultur
Eine der beachtlichsten frühzeitigen Reaktionen auf den Holocaust war die Sammlung von Augenzeugenberichten. Eine Reaktion die weder unausweichlich noch universal war. In diesem Projekt beschäftige ich mich mit den besonderen Umständen, welche die Aussagen durch polnisch-jüdische Überlebende nach dem Zweiten Weltkrieg mit prägten. Dazu gehören die Funktion der "alltäglichen Autobiografie" in der Sozialwissenschaft und im öffentlichen Diskurs der Zwischenkriegszeit in Polen; diese Autobiografien stellten als Instrumentarium der wissenschaftlichen und literarischen Praktiken die Stimme gewöhnlicher Mitmenschen in den Vordergrund. Bestsellerkompilationen bestehend aus den Memoiren z.B. arbeitsloser Arbeiter und mittelloser Kleinbauern fokussierten den Blick der polnischen Bevölkerung auf das menschliche Gesicht der Armut der 1930er Jahre durch persönliche Erzählungen als mächtige Instanz eines "moralischen Zeugens". Am VWI werde ich analysieren, inwiefern dieses Vermächtnis die Überlebenden beeinflusst hat, als sie sich von den beispiellosen Anforderungen mit der Erinnerung an den Holocaust sowie deren Dokumentation konfrontiert sahen.
Katherine A. Lebow, (Ph.D., Columbia) unterrichtet an der University of Virginia und der Newcastle University. Neuere Veröffentlichungen u.a. Unfinished Utopia: Nowa Huta, Stalinism, and Polish Society, 1949-56 (Cornell, 2013) und "The Conscience of the Skin: Interwar Polish Autobiography and Social Rights," Humanity 3,3 (2012). Sie schreibt ein Buch über "alltägliche Autobiographien" im transatlantischen Raum von der Großen Depression bis zum Holocaust.