István Pál Ádám
Junior Fellow (03/2014 – 08/2014)
"Zuschauer" des Völkermordes? Die Rolle der Hausmeister im ungarischen Holocaust
In diesem Projekt untersuche ich die Rolle einer bisher nicht genügend beachteten Gruppe gewöhnlicher Ungarn im Zweiten Weltkrieg: der Budapester Hausmeister, házmester auf Ungarisch. Im Juni 1944 trennte die Ungarische Regierung - durch die Etablierung des Ghettos - die jüdische und die christliche Bevölkerung Budapests; dieses Ghetto nahm aber nicht die Form getrennter Stadtteile an, sondern es wurden einzelne Häuser als "jüdische Häuser" designiert. Die Hausmeister dieser in etwa 2.000 Häuser gehörten offiziell keiner Behörde an, aber waren dennoch Tag für Tag für die Vollstreckung diskriminierender Maßnahmen zuständig. Sie waren die Mittelsmänner zwischen den Behörden und den jüdischen Bürgern; diese Funktion verlieh ihren Taten eine um einiges weitreichendere Bedeutung als jene der sogenannten "Zuschauer". In den Dokumenten der Entnazifierungsverfahren der Nachkriegszeit, in Zeugenaussagen, in autobiographischen Quellen und in zeitgenössischen Zeitschriften orte ich Hinweise wie diese sonst unerhebliche Gruppe gewöhnlicher Ungarn ihre Macht über die jüdisch-ungarischen Bürger erhielten.
István Pál Ádám, Dr.iur., absolvierte den Master-Studiengang in Geschichte an der Central European University in Budapest nachdem er einige Jahre an einem Wiedergutmachungsprojekt für Holocaust Überlebende mitgearbeitet hatte. Momentan ist er Doktorand an der University of Bristol, wo er unter Dr. Josie McLellan und Dr. Tim Cole studiert. 2012 erhielt er ein EHRI Fellowship von Yad Vashem. Von Dezember 2012 bis Juni 2013 recherchierte er am Center for Advanced Holocaust Studies, United States Holocaust Memorial Museum.