Gergely Kunt
EHRI-Fellow (02/2017)
Ein Vergleich österreichischer und ungarischer Mentalitätsprägungen zwischen 1938 und 1945 mittels Tagebücher von Jugendlichen
Das Vorhaben ist eine transnationale, vergleichende Analyse der Mentalitäten von österreichischen und ungarischen Jugendlichen, die in der Zwischenkriegszeit geboren wurden. Die Basis der Untersuchung bilden die Tagebücher der Jugendlichen: wohl die einzige Möglichkeit, die Einstellungen, Vorurteile und Stereotype dieses Milieus sowohl auf der Mikroebene als auch im historischen Kontext zu erfassen. Im Fokus stehen sowohl jüdische als auch nichtjüdische TagebuchschreiberInnen, um sowohl Zeugen und ‚Bystander‘ wie auch Opfer des Holocaust zu erfassen. Dabei werden aber nicht nur veröffentlichte Egodokumente, sondern auch unveröffentlichte Manuskripte, bis dato kaum bekannte Tagebücher österreichischer und ungarischer MitläuferInnen, in die Studie einbezogen. Im Mittelpunkt stehen die religiösen, nationalen und politischen Identitäten, sowohl hinsichtlich der Frage nach ihrem Unterschied in Österreich und Ungarn hinsichtlich der Frage, wie religiöse Bindungen die Eigendefinition von Individuen bestimmte. Eine besondere Aufmerksamkeit erhält die Analyse der unterschiedlichen Rezeption des Antisemitismus und des Nationalsozialismus in den beiden Ländern.
Gergely Kunt ist Sozialhistoriker und Assistenzprofessor an der Universität Miskolc, Ungarn. Seine Dissertation war eine vergleichende Analyse sozialer Ideen und Vorurteile jüdischer und nichtjüdischer Jugendlicher im Zweiten Weltkrieg. Als Quellen dafür dienten persönlich gesammelte und antiquarisch angekaufte Tagebücher aus der Zeit des Holocaust und des Kommunismus. Kunt promovierte 2013 schließlich an der ELTE-Universität Budapest. Er ist Gründungsmitglied der European Diary Archives and Collections (EDAC).