Miloslav Szabó
Research Fellow (10/2013 – 08/2014)
Der Antisemitismus in der Slowakei in den 1920er- und 1930er-Jahren
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich zum ersten Mal systematisch mit der Geschichte des Antisemitismus in der Slowakei zur Zeit der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Es soll zeigen, dass hier der Antisemitismus bis 1938 zwar keine institutionalisierte Gestalt annahm, als semantisches Konstrukt und Gegenstand der politischen und sozialen Praxis aber dennoch eine beträchtliche Wirkungskraft ausüben konnte. Es geht nicht zuletzt um die Klärung des Problems, inwiefern die antisemitische Radikalisierung im Herbst 1938 auf außen- oder innenpolitische Faktoren zurückzuführen ist. Darüber hinaus sollen die Kontinuitäten zwischen dem Antisemitismus vor und nach 1938 herausgearbeitet werden. Das Forschungsprojekt will zur Erklärung des Holocaust in der Slowakei – das heißt der planmäßigen Entrechtung der jüdischen Bevölkerung, des Raubs von jüdischem Eigentum und der Auslieferung eines großen Teils der jüdischen Bürger an NS-Deutschland – beitragen, indem es zeigt, inwiefern die propagandistische Beschwörung der „Judenfrage" durch das autoritäre Regime bzw. die Suche nach ihrer „Lösung" die slowakische Politik bereits in den 1920er und 1930er Jahren geprägt hat.
Miloslav Szabó, Historiker, Doktorat an der Karls-Universität in Prag mit einer Arbeit über Alfred Rosenberg (2004). Seit 2007 beschäftigt er sich mit der Geschichte des slowakischen Antisemitismus im Rahmen des Forschungskollegs „Antisemitismus in Europa, 1879-1914" am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität in Berlin, Stipendiat der Gerda Henkel Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seit 2011 Mitarbeiter am Forschungsprojekt am Jüdischen Museum in Prag.