Johannes Dieter-Steinert
Senior Fellow (03/2014 - 08/2015)
Zwangsarbeit jüdischer Kinder
Eine beträchtliche Anzahl von jüdischen Kindern wurde während des Zweiten Weltkriegs Opfer des NS-Zwangsarbeitssystems. Sie wurden in Deutschland und im deutsch besetzten Osteuropa gezwungen in Ghettos, Konzentrations- und Arbeitslagern, in der Industrie und in der Landwirtschaft zu arbeiten. Wehrmacht und SS setzten Kinder in erster Linie bei Bauarbeiten an Befestigungsanlagen, Straßen und Flugfeldern ein. Dieses Projekt stellt die erste umfassende Studie zur Kinderzwangsarbeit in NS-Deutschland und im besetzten Osteuropa dar, indem es sich auf eine breite Auswahl von Archivdokumenten und Aussagen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen stützt. Dadurch, dass die Studie Alter und Gender als zentrale Kategorien benutzen wird, wird die Forschungsarbeit den historischen Hintergrund der jüdischen Kinderzwangsarbeit erkennen und sie in der Geschichte des Holocaust zwischen 1938 und 1945 neu verorten. Dabei werden die Arbeits- und Lebensumstände der Kinder, ihre Behandlung sowie ihr Kontakt sowohl zur deutschen Bevölkerung als auch zu anderen Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern näher beleuchtet. Schließlich wird das Projekt die Erfahrung der Befreiung, wie sie in den veröffentlichten und unveröffentlichten Testimonies dargestellt wird, zur Diskussion stellen.
Johannes-Dieter Steiner ist Professor for Modern European History and Migration an der University of Wolverhampton, seine Forschungsschwerpunkte umfassen: Zwangsmigration, Zwangsarbeit so wie Überlebende der NS-Verfolgung. Jüngste Veröffentlichung Deportation und Zwangsarbeit. Polnische und sowjetische Kinder im nationalsozialistischen Deutschland und im besetzten Osteuropa 1939–1945, Essen 2013.