Katharina Friedla
Junior Fellow (10/2012 – 09/2013)
Jüdische Lebenswelten in Breslau und Wrocław, 1933-1949: Umgangs- und Überlebensstrategien, Selbstbehauptung und Identität, Verfolgungserfahrung
Sowohl die Vernichtung der jüdischen Breslauer und Breslauerinnen während des Krieges als auch die Politik der Volksrepublik Polen haben dazu beigetragen, dass eine Wiederbelebung eines jüdischen Alltags in Wrocław nicht gelungen ist. Die Erinnerung an das Breslauer Judentum, seine Ausgrenzung, Unterdrückung, Verfolgung und Ausrottung durch das NS-Regime, aber auch die Geschichte des polnisch-jüdischen Wrocław wurde im Kalten Krieg ausgelöscht. Das Forschungsvorhaben setzt an mit einer Analyse jüdischer Lebenswelten in Breslau in den Jahren des Nationalsozialismus, als die staatliche Diffamierung und die antijüdische Gewalt eskalierten und schließlich in Vertreibung und Vernichtung mündeten. Dargestellt und analysiert werden aber auch der Umbruch nach 1945, die Situation der überlebenden deutschen Juden in Breslau/Wrocław, sowie der polnisch-jüdischen Holocaust-Überlebenden, die in der Stadt angesiedelt wurden. Welche Handlungsspielräume gab es, welche Reaktionen auf die Verfolgungssituation, welche Überlebensstrategien waren möglich? Wie konnte man sich behaupten, welche Identitätskonstruktionen standen offen, welche nicht? Wo waren die Schnittstellen zwischen dem jüdischen Leben in der Stadt vor und nach dem Zweiten Weltkrieg?
Katharina Friedla studierte zwischen 1997 und 2000 Geschichte, Jüdischen Studien, Osteuropastudien und Germanistik in Wrocław, Poznań und Berlin und ist seit 2009 Doktorandin am Historischen Seminar der Universität Basel. Forschungsaufenthalte im Yad Vashem Archives Jerusalem (2007), am Deutschen Historischen Institut in Warschau (2009), im Leo Baeck Institut in New York (2009), im YIVO Institute for Jewish Research New York (2009/2010) sowie der Stiftung Dialogik (Mary und Hermann Levin Goldschmied-Bollag, Zürich/ University of Toronto 2010-2011).