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Zoë Roth
Junior Fellow (10/2012 – 09/2013)


Erfahrungsnarrative: die europäische jüdische Avantgarde 1916-1956

 

Anlässlich der „Kulturtagung“ des 7. Reichsparteitags im September 1935 hielt Adolf Hitler eine Rede, in der er avantgardistische Kunstbewegungen wie den Dadaismus, den Kubismus und den Futurismus attackierte und sie als „primitive Ausdrucksgestaltung“ beschrieb, die sich dem eigentlichen Zweck der Kunst – „den Degenerationserscheinungen durch Hinweis auf das ewig Gesunde und Schöne zu begegnen“ – entgegenstellte. Hitlers Angriff auf den „jüdischen Modernismus“ demonstriert eindringlich, wie er jüdische Kultur mit der angeblichen Dekadenz der Avantgarde-Bewegung verband. Nichtsdestotrotz heben die negativen Parallelen auch eine historische Tatsache hervor: Viele jüdische Kunstschaffende beteiligten sich während und nach der kreativ besonders fruchtbaren Zwischenkriegszeit an der Gründung und Entwicklung solcher Bewegungen. Dass die Schwellendiskurse der Avantgarde auf zahlreiche Juden eine so große Anziehungskraft ausübten, spiegelt unter anderem auch ihre eigene gesellschaftliche Randposition wider und muss parallel zum Aufstieg des Faschismus gemessen werden. Während die antisemitische Atmosphäre im Zwischenkriegseuropa viele jüdische Künstler und Schriftsteller davon abhielt, einen klaren jüdischen Standpunkt zu vertreten, enthalten deren Arbeiten dennoch eine Vielzahl von Anspielungen und Metaphern zu Rassismus und antisemitischer Gewalt. Nach 1945 reagierten jüdischen Avantgardisten auf die durch den Holocaust aufgeworfenen Fragen der Repräsentation, Identität und Geschichte.

 

Zoë Roth; BA der University of London; MA in vergleichender Literaturwissenschaft am King’s College London; seit 2009 Doktorandin und Lehrbeauftragte an derselben Universität; Dissertation zum Thema: Einfluss des Holocaust auf die literarischen Repräsentationen des Körpers und der körperlichen Erfahrung von Ort, Zeit und Sprache in der europäischen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts; Forschungsinteressen: Body Studies, jüdische Beiträge zur Moderne und zur Avantgarde, sowie Berührungspunkte literarischer und visueller Kulturen.

 

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