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News – Veranstaltungen – Calls

01. Dezember 2024 00:00 - 27. Januar 2025 00:00
ChancenStellenausschreibung
Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) schreibt zum ehest möglichen Zeitpunkt eine 8-Stunden-Stelle für eine:n Sachbearbeiter:in Buchhaltung aus.   Ihr Aufgabengebiet umfasst im Wesentlichen: Assistenz und laufende Unterstützung der Stv. Direktorin für A...Weiterlesen...
29. Oktober 2024 08:00 - 31. März 2025 00:00
CfP - TagungBeyond Camps and Forced Labour: Current International Research on Survivors of Nazi Persecution
Eighth international multidisciplinary conference, to be held at Birkbeck, University of London, and The Wiener Holocaust Library, London, 7-9 January 2026 The conference will be held in-person only, with no opportunity to attend virtually. Download Call for Papers (PDF) This confe...Weiterlesen...
10. Dezember 2024 08:00 - 14. Februar 2025 23:59
Call for ApplicationsInterdisciplinary summer course on “Holocaust Testimonies and Their Afterlives”
Central European University (CEU) in Budapest, Hungary June 26– July 4, 2025 This 8-day, intensive summer course will investigate the genealogy of the era of the witness, focusing on the emergence of Holocaust testimony as the model for eyewitness documentation of 20th and 21st cent...Weiterlesen...
17. Januar 2025 08:00
FellowshipsCall for Fellowships 2025/26
Fellowships 2024/25 at the Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies (VWI) (German version below) The Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies (VWI) invites applications for its fellowships for the academic year 2025/2026. The VWI is an academic institution dedicat...Weiterlesen...
21. Januar 2025 18:00
BuchpräsentationMichaela Raggam-Blesch/Peter Black/Marianne Windsperger (Hg.): Deported. Comparative Perspectives on Paths to Annihilation for Jewish Populations under Nazi German Control, new academic press, Wien, Hamburg, 2024
Transiteinrichtungen und Bahnhöfe, die zur Deportation genutzt wurden, sind in den letzten Jahren als zentrale Orte der Shoah wiederentdeckt worden. Gedenkstätten und Denkmäler erinnern an die Deportation der jüdischen Bevölkerung in Ghettos, Vernichtungslager und Orte des Massenmords...Weiterlesen...
23. Januar 2025 18:30
Simon Wiesenthal LectureKatja Petrowskaja: Von Menschenketten und Paper Trails – Familiengeschichte(n) erzählen
„Ich hatte gedacht, man braucht nur von diesen paar Menschen erzählen, die zufälligerweise meine Verwandten waren und schon hat man das zwanzigste Jahrhundert in der Tasche.“(Katja Petrowskaja, Vielleicht Esther) Katja Petrowskajas 2014 erschienenes Buch Vielleicht Esther ist keine k...Weiterlesen...
02. Februar 2025 11:00 - 06. April 2025 16:00
AusstellungWalk of Fame / Die Gleichzeitigkeit von Erfolg und Verfolgung
Von 2. Februar bis 6. April ist im Foyer des Theater Nestroyhof Hamakom die Intervention Walk of Fame mit lebensgroßen Pop-up-Figuren heute kaum noch bekannter oder völlig in Vergessenheit geratener Akteur:innen des Wiener Theaterlebens zwischen 1900 und 1938, das u.a. im 2. Bezirk fl...Weiterlesen...

Raz Segal

Senior Fellow (03/2023 – 07/2023)

 

Holocaust Bystanders: Eine Geschichte des Modernen Staates

 

Raz SegalDas Projekt bietet eine neue Interpretation der Holocaust Bystanders in den Grenzgebieten während der ungarischen und bulgarischen Besatzungszeit, die verschiedene Gruppen ins Visier nahmen, um ethno-nationale Visionen von "Groß-Ungarn" und "Groß-Bulgarien" zu verwirklichen. Auf der Grundlage von Zeugenaussagen die zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten und in verschiedenen Sprachen gesammelt wurden, wird das Projekt zeigen, wie die Angriffe des ungarischen und des bulgarischen Staates auf multiethnische und multireligiöse Gesellschaften während des Zweiten Weltkriegs das soziale Gefüge zerrissen, so dass die Bystanders in ihrem Verhalten nicht einen vorangegangenen sozialen Konflikt widerspiegelten, sondern einen, der vom gewalttätigen Staat geplant wurde. Damit soll neues Licht auf die Beziehungen zwischen Jüdinnen und Juden und ihren Nachbarn, das jüdische Leben und die jüdischen Reaktionen auf die Zerstörung vor und während des Zweiten Weltkriegs geworfen werden.

 

Raz Segal, außerordentlicher Professor für Holocaust and Genocide Studies und Stiftungsprofessor für Study of Modern Genocide an der Stockton University, wo er auch Direktor des Master-Programms Holocaust and Genocide Studies ist. Zahlreiche Veröf- fentlichungen zu den Themen Völkermord, staatliche Gewalt und Erinnerungspolitik.

 

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Senior Fellowships 2021/2022 des Wiesenthal Institutes für Holocaust-Studien (VWI)

 

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) gibt die Ausschreibung seiner Senior Fellowships für das Studienjahr 2021/2022 bekannt.

 

Das VWI ist eine noch zu Lebzeiten von Simon Wiesenthal initiierte und konzipierte, vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, dem Bundeskanzleramt sowie von der Stadt Wien geförderte wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation von Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus und Holocaust. Schwerpunkt der Forschungsarbeit ist der Holocaust in seinem europäischen Zusammenhang, einschließlich seiner Vor- und seiner Nachgeschichte. Zudem ermuntern wir ForscherInnen aus dem Feld der Digital Humanities mit holocaustrelevanten Themen zur Bewerbung.

 

Als Senior Fellow können sich herausragend qualifizierte, promovierte Forscher und Forscherinnen bewerben, die sowohl wissenschaftliche Publikationen vorgelegt haben als auch in universitärem oder wissenschaftlich-institutionellem Bereich über langjährige Erfahrungen verfügen. Sie erhalten am Institut die Möglichkeit, frei einem selbst gewählten Forschungsvorhaben im Bereich der Holocaust-Forschung nachzugehen. Ziel des Aufenthaltes am VWI ist über die Forschungstätigkeit hinausgehend die Kommunikation und wissenschaftliche Interaktion mit den anderen Fellows am Institut. Es wird erwartet, dass Senior Fellows die wissenschaftliche Arbeit des Instituts fördern und die Junior Fellows bei ihren Forschungsvorhaben beratend unterstützen. Darüber hinaus ist die Einbindung der Senior Fellows in das Wiener Forschungsumfeld, z. B. durch Gastseminare und vorträge an akademischen Einrichtungen erwünscht. Die Senior Fellows sind verpflichtet, regelmäßig am VWI anwesend zu sein.

 

Projekte der Senior Fellows behandeln die Forschungsthematik des VWI; Fragestellung, Verfahren und Methoden stehen frei. Die Bestände des institutseigenen Archivs stehen ihnen zur Verfügung. Ihre Einbeziehung in die Forschungsarbeit ist erwünscht. Ergebnisse werden im Kreis der Fellows diskutiert und in regelmäßigen Abständen einem größeren Publikum präsentiert. Am Ende des Aufenthalts ist ein Artikel vorzulegen, der begutachtet und im E-Journal des VWI, S:I.M.O.N. – Shoah: Intervention. Methods. Documentation. veröffentlicht wird.

 

Die Dauer der Senior Fellowships beträgt mindestens sechs, maximal elf Monate. Erfahrungsgemäß sind Aufenthalte zwischen neun und elf Monaten für die wissenschaftliche Arbeit der Fellows am ergiebigsten. Senior Fellows erhalten am VWI einen Arbeitsplatz mit EDV- und Internet-Zugang. Die Höhe des Stipendiums beträgt € 2.500.- monatlich. Zusätzlich trägt das VWI die Unterkunftskosten während des Aufenthalts (bis € 700.-) sowie die Kosten der An- und Abreise (Economy bzw. Bahnfahrt 2. Klasse). Für Recherchen außerhalb Wiens oder eventuell anfallende Kopierkosten außer Haus steht ein einmaliges Budget in der Höhe von weiteren € 500.- zur Verfügung.

 

Die Auswahl erfolgt durch den Internationalen Wissenschaftlichen Beirat des VWI.

 

Eine Bewerbung ist mit folgenden Unterlagen in Deutsch oder Englisch möglich:

 

  • einem ausgefüllten Antragsformular,
  • einer ausführlichen Beschreibung des Forschungsvorhabens, die die Ziele des Projekts enthält, den Forschungsstand und methodische Überlegungen (maximal 12.000 Anschläge)
  • einer Publikationsliste und einem Lebenslauf mit Foto (fakultativ).

 

Die Anträge sind bis 27. Jänner 2021 in elektronischer Form (in einem PDF-Dokument zusammengefasst) mit dem Betreff „VWI-Research Fellowships 2021/2022“ an

 

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zu richten.

 

Sollten Sie keine Bestätigung über den Erhalt Ihres Antrages erhalten, ersuchen wir Sie, uns zu kontaktieren.

 

Die zukünftigen Senior Fellows werden angehalten, zu versuchen, einen Teil ihrer Fellowships über ein Stipendium der Stipendienstiftung der Republik Österreich zu finanzieren, und nach der Benachrichtigung über die Zuerkennung des Fellowships einen diesbezüglichen Antrag zu stellen.

Senior Fellowships 2022/2023 des Wiesenthal Institutes für Holocaust-Studien (VWI)

 

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) gibt die Ausschreibung seiner Senior Fellowships für das Studienjahr 2022/2023 bekannt.

 

Das VWI ist eine noch zu Lebzeiten von Simon Wiesenthal initiierte und konzipierte, vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, dem Bundeskanzleramt sowie von der Stadt Wien geförderte wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation von Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus und Holocaust. Schwerpunkt der Forschungsarbeit ist der Holocaust in seinem europäischen Zusammenhang, einschließlich seiner Vor- und seiner Nachgeschichte.

 

Als Senior Fellow können sich herausragend qualifizierte, promovierte Forscher und Forscherinnen bewerben, die sowohl wissenschaftliche Publikationen vorgelegt haben als auch in universitärem oder wissenschaftlich-institutionellem Bereich über langjährige Erfahrungen verfügen. Sie erhalten am Institut die Möglichkeit, frei einem selbst gewählten Forschungsvorhaben im Bereich der Holocaust-Forschung nachzugehen. Ziel des Aufenthaltes am VWI ist über die Forschungstätigkeit hinausgehend die Kommunikation und wissenschaftliche Interaktion mit den anderen Fellows am Institut. Es wird erwartet, dass Senior Fellows die wissenschaftliche Arbeit des Instituts fördern und die Junior Fellows bei ihren Forschungsvorhaben beratend unterstützen. Darüber hinaus ist die Einbindung der Senior Fellows in das Wiener Forschungsumfeld, z. B. durch Gastseminare und ‑vorträge an akademischen Einrichtungen erwünscht. Die Senior Fellows sind verpflichtet, regelmäßig am VWI anwesend zu sein.

 

Projekte der Senior Fellows behandeln die Forschungsthematik des VWI; Fragestellung, Verfahren und Methoden stehen frei. Die Bestände des institutseigenen Archivs stehen ihnen zur Verfügung. Ihre Einbeziehung in die Forschungsarbeit ist erwünscht. Ergebnisse werden im Kreis der Fellows diskutiert und in regelmäßigen Abständen einem größeren Publikum präsentiert. Am Ende des Aufenthalts ist ein Artikel vorzulegen, der begutachtet und im E-Journal des VWI, S:I.M.O.N. – Shoah: Intervention. Methods. Documentation. veröffentlicht wird.

 

Die Dauer der Senior Fellowships beträgt mindestens fünf Monate. Senior Fellows erhalten am VWI einen Arbeitsplatz und Internet-Zugang. Die Höhe des Stipendiums beträgt € 2.500.- monatlich. Zusätzlich trägt das VWI die Unterkunftskosten während des Aufenthalts (bis € 700.-) sowie die Kosten der An- und Abreise (Economy bzw. Bahnfahrt 2. Klasse). Für Recherchen außerhalb Wiens oder eventuell anfallende Kopierkosten außer Haus steht ein einmaliges Budget in der Höhe von weiteren € 500.- zur Verfügung.

 

Die Auswahl erfolgt durch den Internationalen Wissenschaftlichen Beirat des VWI.

 

Eine Bewerbung ist mit folgenden Unterlagen in Deutsch oder Englisch möglich:

 

  • einem ausgefüllten Antragsformular,
  • einer ausführlichen Beschreibung des Forschungsvorhabens, die die Ziele des Projekts enthält, den Forschungsstand und methodische Überlegungen (maximal 12.000 Anschläge)
  • einer Publikationsliste und einem Lebenslauf mit Foto (fakultativ).

Die Anträge sind bis 14. Jänner 2022 in elektronischer Form (in einem PDF-Dokument zusammengefasst) mit dem Betreff „VWI-Research Fellowships 2022/2023“ an

 

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zu richten. Sollten Sie keine Bestätigung über den Erhalt Ihres Antrages erhalten, ersuchen wir Sie, uns zu kontaktieren.

Judith Szapor

Senior Fellow (01/2018–05/2018)

 

Gender, Rasse und jüdische Familie in Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg. Frauen und der Numerus Clausus 1919–1928

 

SZAPORIm September 1920 verabschiedet, beschränkte das ungarische Numerus-Clausus-Gesetz den Zugang von Jüdinnen und Juden zu den Universitäten auf sechs Prozent aller Studierenden, den prozentualen Anteil der jüdischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung des Landes. Jüdische Frauen waren von diesem Gesetz überproportional betroffen, einerseits wegen des nun de facto bis 1923 gültigen Immatrikulationsverbots für Frauen, andererseits wegen des hohen Anteils von jüdischen Studentinnen an den Universitäten Ungarns vor dem Ersten Weltkrieg. Die juristische und politische Geschichte des Gesetzes, das – indem es das Prinzip der staatsbürgerlichen Gleichheit untergrub – den Boden für den Holocaust bereitete, ist inzwischen weitestgehend bekannt. Untersuchungen zu den sogenannten Numerus-Clausus-Flüchtlingen, zu jenen Studierenden, die Ungarn verließen, um in Österreich, Deutschland, der Tschechoslowakei oder anderswo zu studieren, liegen ebenfalls schon vor.

 

Allein Arbeiten über die spezifischen Erfahrungen von Frauen oder gar über die genaue Zahl derer, die von diesem Gesetz betroffen waren, gibt es bis heute nicht. Das Projekt wird daher archivalische und mündlich überlieferte historische Quellen heranziehen, um die sozialen und geschlechtsspezifischen historischen Aspekte dieses Phänomens näher zu beleuchten. Auch die durch dieses Phänomen bedingten individuellen und familiären Strategien sowie die Auswirkungen auf Lebensentscheidungen, wie Verehelichung oder Emigration, werden erörtert.

 

Judith Szapor ist Assistant Professor für moderne europäische Geschichte an der McGill University, Montreal. Zu ihren Veröffentlichungen gehören u.a. Jewish Intellectual Women in Central Europe 1860-2000. Twelve Biographical Essays, Lewiston, N.Y. u.a. 2012 (gemeinsam mit Andrea Pető, Maura Hametz, and Marina Calloni) sowie die vor der Drucklegung stehende Monografie Hungarian Women’s Activism in the Wake of the First World War. From Rights to Revanche.

Daniel Cohen

Senior Fellow (09/2018–12/2018)

 

‚Philosemitismus’ in Europa nach dem Holocaust. 1945 bis heute

 

COHENMit 1945 und unmittelbar nach dem Holocaust tauchten in Westeuropa und – nach ihrer Gründung – in der EU verschiedenste Formen eines theologischen, politischen und kulturellen ‚Philosemitismus’ in den entscheidenden öffentlichen Diskursen auf. Cohens in Arbeit befindliches Buch wird eine kritische Geschichte dieser tragenden ‚philosemitischen’ Tropen sein, in denen Jüdinnen und Juden, das Judentum und jüdische Identität im Gefolge der Katastrophe positiv imaginiert wurden: Humanismus und Antifaschismus in den späten 1940er-Jahren, Philo-Zionismus in den 1950er-Jahren, die große Rebellion der sechziger Jahre, Trauma und Bürgerrechtsbewegung in den Siebzigern, die Wiederentdeckung ‚Mitteleuropas’ in den 1980er-Jahren, die Wiederauferstehung des toten, nun ‚kosmopolitischen’ Juden in der Imagination der Europäischen Union und schließlich – noch verstörender – der zurzeit laufende Einsatz des ‚Philosemitismus’ im Namen eines angeblich bedrohten jüdisch-christlichen Europas.

 

G. Daniel Cohen ist Associate Professor für Geschichte und Jüdische Studien an der Rice University in Houston, Texas. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Geschichte von Flucht und Zwangsumsiedlung im Europa des zwanzigsten Jahrhunderts. Zurzeit arbeitet er an einer kritischen Geschichte des ‘Philosemitismus’ in Westeuropa seit 1945 bzw. seit der Gründung der EU.

Gerald J. Steinacher

Senior Fellow (1/2021–6/2021) 

 

Vergeben und vergessen? Der Vatikan und die Nürnberger Prozesse 1945–1955

 

Web SteinacherPapst Pius XII., seine engsten Berater sowie zahlreiche Kardinäle und Bischöfe standen den Nürnberger Prozessen sowie dem gesamten Entnazifizierungsprojekt in Deutschland äußerst kritisch gegenüber. Man hinterfragte die Bemühungen der Alliierten – nicht zuletzt jene der US-AmerikanerInnen – NS-TäterInnen den Prozess zu machen. Die Interventionen des Vatikans liefen schließlich auf Forderungen nach einer allgemeinen Amnestie hinaus.

 

Das Forschungsprojekt untersucht grundsätzliche Fragen zu Schuld und Verantwortung, die einen Vergleich unterschiedlicher und konkurrierender Modelle von transitional justice gestatten. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Wieso kritisierte die Führung der katholischen Kirche die Verurteilung von KriegsverbrecherInnen durch die Strafjustiz so vehement? Welche möglichen Alternativen boten der Vatikan und insbesondere der Papst, um mit Schuld und Verantwortung umzugehen? Gab es auch dort Konzepte für eine transitional justice?

 

In der unmittelbaren Nachkriegszeit betrachteten viele Menschen Papst Pius XII. als herausragende moralische Instanz. Österreich und Italien sowie ein Großteil von Deutschland waren überwiegend katholisch. Aber auch in anderen Teilen des südlichen und westlichen Europas übte die katholische Kirche großen Einfluss auf die Öffentlichkeit aus. Die Haltung der katholischen Kirche gegenüber einer ‚gerechten’ Strafe für Verbrechen der ehemaligen faschistischen Regime ist ein besonderer Aspekt für das Verständnis dieser Gesellschaften und der moralischen Grundhaltung in dieser Zeit.

 

Gerald J. Steinacher ist James A. Rawley Professor für Geschichte an der University of Nebraska-Lincoln und wird im Zeitraum von Jänner bis Juni 2021 als Senior Fellow am VWI tätig sein. Er hat zahlreiche Publikationen zur Geschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Österreich und Italien vorgelegt, zuletzt Humanitarians at War. The Red Cross in the Shadow of the Holocaust (Oxford 2017), und Nazis on the Run. How Hitler’s Henchmen Fled Justice (Oxford 2011).

 

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Péter Apor

Senior Fellow (03/2022-08/2022)

 

Antisemitismus und kollektive Gewalt in Ungarn nach 1945

 

AporMeine Forschung untersucht die Genese und die Konsequenzen kollektiver Gewalt von Seiten der Arbeiter und Bauern in Ungarn nach 1945. Dabei konzentriere ich mich auf vier Subthemen: 1, die Idee „legitimer Gewalt“ in der Populärkultur der Nachkriegszeit; 2, die öffentliche Wahrnehmung von Juden sowie des Holocaust nach 1945; 3, das Populärgedächtnis des Krieges und; 4, die politischen Indienstnahmen dieser Pogrome.

 

Meine Forschungen werden einerseits zu einem besseren Verständnis der sozial-politischen Geschichte der Umwälzungen und Transformation in Osteuropa nach 1945 beitragen, und andererseits ebenso Einsichten in die Genese kollektiver Gewalt generieren, die auch für die breiteren Sozialwissenschaften von Interesse sind.

 

Péter Apor ist Senior Research Fellow am Institut für Geschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Zwischen 2003 und 2011 war Apor Research Fellow an der Central European University (Budapest) und an der Universität Exeter assoziiert. Von 2015 bis 2018 war er Koordinator eines durch die Gerda Henkel Stiftung geförderten Forschungsprojekts, das in vergleichender Perspektive antisemitische Pogrome in Osteuropa nach 1945 aufgearbeitet hat. Seine Forschungsinteressen umfassen Erinnerungs- und Geschichtspolitik nach 1945 in Ost- und Zentraleuropa, Mechanismen kollektiver Gewalt sowie die Geschichte des Imperialismus und Kolonialismus im Kalten Krieg. Apor ist der Mitherausgeber von The Handbook of COURAGE: Cultural Opposition and its Heritage in Eastern Europe, Budapest, 2018. Er ist der Autor des Buches Fabricating Authenticity in Soviet Hungary: The Afterlife of the First Hungarian Soviet Republic in the Age of State Socialism, Anthem Press, London, 2014.

 

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Noah Shenker

Senior Fellow (01/2022-07/2022)

 

Jenseits der Ära der Zeugenschaft: Das digitale Nachleben des Holocaust

 

ShenkerDie „Ära der Zeugenschaft“, in der die Erinnerung von Überlebenden durch Filme, Zeugenaussagen und andere Medien konsolidiert wurden, verändert sich grundlegend durch einen Generationenwechsel, der bewirkt, dass die ZeitzeugInnen (bald) nicht mehr selbst sprechen und Repräsentationen des Holocaust durch ihre unmittelbare Anwesenheit nicht mehr dieselbe lebensweltliche, moralische Autorität beanspruchen können. Das Dimensions in Testimony Projekt (DiT) der USC Shoah Foundation begegnet dieser Herausforderung mittels Motion-Capture-Technologie, intensiviert geführten Interviews, und datenbankbasierter AI, um eine Sammlung frei verfügbarer, interaktiver virtueller ZeitzeugInnen zu erstellen. In meinem jüngsten Buchprojekt bieten wir ForscherInnen, AktivistInnen, KuratorInnen einen Rahmen für die Arbeit an und mit sowie die Interpretation von DiT und anderen digitalen Repräsentationen des Holocaust. Es zeigt sich, dass Initiativen wie DiT auf eine tradierte Genealogie der Automata und des virtuellen Menschen rekurrieren. Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet, erscheinen die DiT Avatare nicht nur als aussagende ZeugInnen, sondern als virtuelle Pädagogik-Agenten, die im breiteren Kontext des interaktiven Lernens zu verorten sind, das sich bisweilen im Grenzbereich zum Eventhaften bewegt.

 

Noah Shenker is der 6a Foundation und N. Milgrom Senior Lecturer in Holocaust und Genozid Studien am Australian Centre for Jewish Civilisation der Monash University in Melbourne. Er ist der Autor des Buches Reframing Holocaust Testimony (Indiana University Press, 2015) und hat zahlreiche Artikel und Kapitel zum Thema der Holocaust-Repräsentation im Film und den Neuen Medien verfasst. Zurzeit arbeitet er gemeinsam mit Dan Leopard an einer Monografie mit dem Titel Beyond the Era of the Witness: The Digital Afterlife of Holocaust Testimony.

 

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Corry Guttstadt

Senior Fellow (02/2021–07/2021)

 

Islamisch motivierter Antisemitismus in und aus der Türkei – Themen, Argumentationsmuster und Verbreitung

 

GUTTSTADTIslamischer Antisemitismus ist eines der in der europäischen Öffentlichkeit am meisten diskutierten Themen. Allerdings ist die Debatte häufig politisch motiviert und stark ideologisiert: Während die eine Seite ‚den Muslimen’ generell antisemitische Einstellungen und Motive unterstellt, beschwört die Gegenseite gern die ‚islamische Toleranz’ und die sichere Existenz, die Juden etwa im Osmanischen Reich deshalb über Jahrhunderte genossen hätten. Bislang fehlt allerdings eine fundierte wissenschaftliche Untersuchung über Herkunft, Häufigkeit und Muster antisemitischer Äußerungen islamisch-religiöser Institutionen in der Türkei.

 

Im Forschungsvorhaben werden die Argumentationsmuster des türkischen Präsidiums für Religionsangelegenheiten (Diyanet İşleri Başkanlığı) sowie die führender islamisch-theologischer Fakultäten gegenüber Juden untersucht. Das Diyanet ist die dem türkischen Staatspräsidenten direkt unterstellte Institution zur Verwaltung religiöser Einrichtungen, die durch die Erstellung von Freitagspredigten, Rechtsgutachten und eigenen Publikationen die Interpretation des Islam in der Türkei und in den ihr unterstellten Moscheen im Ausland wesentlich prägt.

 

In einem ersten Schritt werden die Stellungnahmen des Diyanet İşleri Başkanlığı und die Publikationen islamisch-theologischer Fakultäten zum Thema „Juden“ in quantitativer Hinsicht mit dem Fokus auf negative Darstellungen ausgewertet. In einem zweiten Schritt werden die Resultate qualitativ hinsichtlich verwendeter Topoi analysiert. Dabei wird insbesondere untersucht, welche Rolle explizit islamisch-religiöse Motive spielen. Schließlich soll die Rezeption antisemitischer Stellungnahmen in türkischen Medien und dem Diyanet unterstellten Institutionen untersucht werden.

 

Corry Guttstadt ist Turkologin und Historikerin, sie promovierte an der Universität Hamburg. Ihre Dissertation „Die Türkei, die Juden und der Holocaust“ ist ein international anerkanntes Standardwerk. Schwerpunkte ihrer Forschung sind die Lage der Minderheiten in der Türkei, Antisemitismus und die Geschichte der sephardischen Juden. Zahlreich sind ihre Publikationen zur Politik der neutralen Staaten während des Holocaust, zur Situation der sephardischen Juden, Minderheiten in der Türkei und Antisemitismus verfasst. Sie ist Geschäftsführerin des Türkei-Europa-Zentrums (TEZ) an der Universität Hamburg.

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Lisa Silverman

Senior Fellow (10/2019–03/2020)

 

Der Nachkriegsantisemit. Kultur und Mittäterschaft in Österreich und Deutschland 1945–1965

 

SILVERMANUntersucht wird die Entwicklung der Darstellungen des Antisemiten in Texten, Gerichtsverhandlungen und visueller Kultur nach 1945. Diese Figur wurde zu einer unverzichtbaren Trope der Nachkriegskultur, die es Österreichern und Deutschen ermöglichte, jegliche Komplizenschaft am Holocaust zu leugnen, sich in einer radikal veränderten politischen und kulturellen Landschaft zu orientieren und ihr – im Nachkrieg auf den Kopf gestelltes – Leben neu aufzustellen. Als eine einfach erkennbare und leicht adaptierbare Figur des Bösen, ersetzte der Antisemit häufig den figurativen Juden, den ultimativen Anderen der europäischen Vorkriegskultur. Dennoch signalisierte diese Ersetzung weder den Wunsch, Juden in die Nachkriegsgesellschaft zu integrieren noch eine Entkräftung der weitverbreiteten und systemischen antisemitischen Vorurteile. Vielmehr im Gegensatz, hob diese Ersetzung nur noch mehr hervor, wie nach dem Holocaust geschaffene Narrative weiter auf tief verwurzelte Tropen von ‚Jewish Difference‘ aufbauten – selbst wenn sie den Antisemitismus explizit ablehnten. Die schädlichen Auswirkungen dieses figurativen Antisemitismus breiteten sich weit über Europa hinaus und dauern bis heute an.

 

Lisa Silverman ist außerordentliche Professorin für Geschichte und Jüdische Studien an der Universität von Wisconsin-Milwaukee. Sie erforscht die jüdische Kulturgeschichte und den Antisemitismus im modernen Mitteleuropa.

 

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Beate Kutschke

Senior Fellow (10/2018–03/2019)

 

Musik und Heroismus im Kontext der Aufarbeitung des Holocaust in Österreich

 

KUTSCHKEDie Heroisierung der jüdischen und nichtjüdischen Helfer und Retter sowie der überlebenden und toten Opfer der Verfolgung war ein wichtiges Element in der Bewältigung der NS-Vergangenheit nach 1945. Weltweit wurden und werden noch heute Helfer und Opfer im Holocaust als Helden gepriesen; sei es für ihren Widerstand gegen den Genozid, sei es für ihre hohe Moral im stillen Erdulden ihres Schicksals. Während Historiker, Soziologen und Psychologen auf die Bedeutung dieser Heroisierungen für die Formung moralischer Identitäten und politischer Ideologien während des Kalten Kriegs und auch danach hingewiesen haben, wurde der Rolle, die Musik bei der Heroisierung im Kontext der Aufarbeitung des Holocaust spielt, bisher keine Beachtung geschenkt. Anhand von Kompositionen, die in Bezug zum KZ Mauthausen seit den 1960er Jahren verfasst wurden – deren Musik, Libretti und Kommentare sowie die konkreten Kontexte ihrer Aufführungen –, sollen die sich ändernden Haltungen und Umgangsweisen mit dem Holocaust in Österreich beleuchtet werden, einem Land, das vergleichsweise spät begann, sich mit seiner Verstrickung in NS-Verbrechen intensiver auseinanderzusetzen.

 

Beate Kutschke ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Salzburg. Sie untersucht Musikgeschichte mit einer kulturwissenschaftlichen Herangehensweise. Zusätzlich zu ihren anderen Forschungsfeldern wie ‚Musik und Protest’ oder ‚computergestützte Musikanalyse’ hat sie mehrere Veröffentlichungen zu ‚Holocaust Musik’ und ‚Musik und Heroismus’ vorgelegt. Die Ergebnisse der Forschungen am VWI werden in eine Monographie einfließen.

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