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Archivprojekt im Simon Wiesenthal Archiv (SWA): Digitalisierung der Bildträger zu Simon Wiesenthals NS-Falldossiers

 

Das Herzstück der Dokumentationstätigkeit Simon Wiesenthals bilden die Falldossiers zu NS-Täter:innen und NS-Verbrechenskomplexen, die bis 2005 von Wiesenthal und seinen Mitarbeiter:innen im Dokumentationszentrum des BJVN zusammengetragen wurden. Zu diesen Falldossiers existiert ein kleiner Bestand (VWI-SWA,I.4) „Fotos von NS-Täterinnen und -Tätern, NS-Verbrechenskomplexen, Lagern, Lagerhäftlingen und KZ-Gedenkstätten“. Diese knapp 750 Fotos, (Glas-)Negative, Postkarten und Sticker wurden von 1945 bis 2005 gesammelt und sind teilweise in einem fragilen Zustand. Sie zeigen neben SS-Angehörigen und NS-Täter:innen auch Opfer von NS-Verbrechen sowie Konzentrationslager und Gedenkstätten. Dadurch leisten diese Bildträger einen elementaren Beitrag zur Visualisierung der in den Falldossiers dokumentierten Verbrechen einschließlich der Täter:innen und Opfer.

 

Um diesen Bestand für Forschung, Bildung und Kultur nutzbar zu machen, wird er durch dieses Projekt – finanziert durch das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Sektion IV Kunst und Kultur – digitalisiert und archivtechnisch aufgearbeitet. Dafür werden die Fotos gescannt, den Falldossiers zugeordnet, im Archivinformationssystem erfasst und können dann mittels Schlagwortsuche recherchiert werden.

Archivprojekt im Simon Wiesenthal Archiv (SWA):
Early Wiesenthal – The Linz Papers, 1945-1961

 

Anders als oft angenommen, hat Simon Wiesenthal die Unterlagen aus seinem ersten Dokumentationszentrum – der Jüdischen Historischen Documentation in Linz – 1956 nicht vollständig an das Archiv von Yad Vashem gegeben. Neben dem Akt zu Adolf Eichmann behielt er zahlreiche weitere Unterlagen und nahm diese 1961 mit nach Wien – wo er sein Büro im Herbst neu eröffnete – oder beschaffte manches im Lauf der Zeit auch wieder.

 

Dieses Linzer Material spiegelt die ganze Breite von Wiesenthals frühen Aktivitäten. Dazu gehören nicht nur die Dokumentation von NS-Verbrechen, die Ausforschung von TäterInnen oder die Suche und Vermittlung von ZeugInnen, sondern auch bis heute weniger bekannte Aspekte wie zum Beispiel die Unterstützung von Überlebenden des Holocaust in diversen Anliegen oder unterschiedliche erinnerungspolitische Initiativen. Das heterogene Material reicht von Korrespondenz, Manuskripten und ZeugInnenaussagen über Zeitungsauschnitte und Dokumente aus der NS-Zeit bis hin zu Fotografien, Skizzen und Karten sowie persönlichen und lebensgeschichtlichen Dokumenten Wiesenthals.

 

Das vom VWI-Archiv konzipierte Projekt zielt darauf, die über mehrere Teilbestände und Serien innerhalb des SWA verstreuten Dokumente aus jener Linzer Zeit zu lokalisieren und zu identifizieren sowie durch ihre Erschließung und Digitalisierung wieder sichtbar zu machen und so – zumindest in virtueller Form – wieder zusammenzuführen. Anschließend werden die Ergebnisse dieses Projekts über den Archivkatalog online zugänglich gemacht.

 

Hierdurch leistet das Projekt zu „Early Wiesenthal“ einen Beitrag zur Provenienzgeschichte des SWA und legt neue Grundlagen für historische Forschungen zur frühen Suche Wiesenthals nach NS-TäterInnen unmittelbar nach 1945, aber auch zu den Displaced Persons oder zu frühen Auseinandersetzungen mit den NS-Verbrechen und deren Auswirkungen innerhalb und außerhalb Österreichs.

 

Wiesenthal in Linz. A virtual exhibition

 

In appreciation to the Conference on Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference) for supporting this archival project.

ClaimsConference

Simon Wiesenthal Archiv (SWA)

 

Mit rund 200 Laufmetern, die sich vorwiegend über den Zeitraum von 1945 bis 2005 erstrecken, ist das Simon Wiesenthal Archiv (SWA) der umfangreichste Bestand im Archiv des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI). Er setzt sich vor allem aus Schriftgut, aber auch aus Büchern und Broschüren, Karteien, einer Foto- und Objektsammlung sowie AV-Medien und Plakaten zusammen.

 

Unmittelbar nach seiner Befreiung aus dem KZ Mauthausen begann Simon Wiesenthal im Frühsommer 1945 in Linz mit der Suche nach NS-VerbrecherInnen. Die ersten Jahre dieser Suche waren zugleich eng verbunden mit der Hilfe und Unterstützung für die Überlebenden des Holocaust. Die vorübergehende Anwesenheit der Überlebenden, die zu Tausenden in Auffanglagern auf eine Möglichkeit zur Auswanderung warteten, nutzte Wiesenthal zu ihrer systematischen Befragung als ZeugInnen von Verbrechen und erlittenem Unrecht: Hunderte von ihnen wurden so an US-amerikanische und bald auch österreichische Gerichtsverfahren vermittelt, um dort auszusagen.

 

Durch die seit 1948 einsetzende Massenauswanderung der Überlebenden blieb dieses Kapitel zwar nur von kurzer Dauer, die Grundlagen seiner lebenslangen Tätigkeit waren damit allerdings geschaffen. Einen Großteil des in Linz entstandenen Materials übergab Wiesenthal 1956 an das Archiv von Yad Vashem, wo es noch heute verwahrt wird. Ein großer Teil davon ist inzwischen unter der Record Group M.9 online zugänglich. Den Rest des Materials behält er und nimmt es mit nach Wien. Mit der Gründung des Dokumentationszentrums des Bundes Jüdischer Verfolgter des Naziregimes (BJVN) eröffnete Wiesenthal im Herbst 1961 in Wien ein neues Büro, in dem er seine in Linz begonnene Arbeit wiederaufnahm. Er sammelte eine Vielzahl an Dokumenten zu NS-TäterInnen und NS-Verbrechen, die heute unter anderem in Form von rund 8.000 Dossiers nutzbar sind.

 

Vor allem die gesellschaftliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und sein damit verbundenes Engagement gegen das Vergessen prägten das Leben und Schaffen Wiesenthals. Vor seinem Tod äußerte Wiesenthal den Wunsch, das gesammelte Material in das – damals noch im Konzeptionsstadium befindliche – Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) zu integrieren. Hier werden die Archivbestände nun systematisch erschlossen, in einer Datenbank erfasst, digitalisiert und so der Forschung sowie einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 

Aktuelle Archivprojekte im Simon Wiesenthal Archiv (SWA):

Lebenswerk Simon Wiesenthals als digitales Kulturerbe
Early Wiesenthal – The Linz Papers, 1945-1961
Digitalisierung der Bildträger zu Simon Wiesenthals NS-Falldossiers

 

Nutzung des Archivs und Kontakt

 

Stand: Jänner 2020

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Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) wird gefördert von:

 

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