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Abstellgleis Strasshof

 

Ungarisch-jüdische Zwangsarbeit im Raum Wien (1944-1945)

 

Nach der deutschen Besetzung veranlasste die ungarische Regierung 1944 zwischen Mai und Juli die Deportation von 440.000 Juden. Die meisten von ihnen kamen nach Auschwitz. Ende Juni wurden 15.000 Juden aus vier ungarischen Durchgangslagern (Baja, Debrecen, Szeged und Szolnok) aber nicht nach Auschwitz, sondern nach Strasshof an der Nordbahn deportiert, einem Durchgangslager in der Nähe von Wien. Unter den Deportierten befanden sich meistens Juden, die in vielen Siedlungen, Städten und kleinen Dörfern Südungarns gelebt hatten. Im Lager Strasshof wurde ein regelmäßiger ‚Sklavenmarkt‘ eröffnet, um den Anforderungen österreichischer Unternehmer - sowohl privater als auch kommunaler - gerecht zu werden, die dringend Arbeitskräfte in ihren Fabriken und Betrieben benötigten. Die deportierten Familien mussten in Wien und in Niederösterreich auf Bauernhöfen, im Handel und insbesondere in der Kriegsindustrie arbeiten.

 

Hauptabsicht des, von der ungarischen Forschungsförderungsagentur NKIF und dem Fonds zur Förderung der Wissenschaft (FWF) finanzierten Gemeinschaftsprojekts der Universität Szeged (SZTE) und des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI) ist es, eine transnationale Geschichte der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeit in Wien und Umgebung zu verfassen. Dabei ist es das Ziel, das im Frühling 2018 abgeschlossene, von der Stiftung EVZ geförderte Forschungsprojekt des VWI mit neuen, noch nicht erforschten, unbekannten oder noch nicht verarbeiteten Dokumenten weiterzuentwickeln. Um die gesamte Geschichte der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeit in Wien und Umgebung zu verstehen, muss auch das Archivmaterial jener Unternehmen und Siedlungen einbezogen werden, in denen jüdische Deportierte in den Jahren 1944/1945 arbeiteten: Darüber hinaus auch die Zeugenaussagen von Überlebenden, die über die Ereignisse, Deportationen und Zwangsarbeit in vielerlei Formen berichteten – zu diesem Zweck werden auch die unterschiedlichsten Foren auf der ganzen Welt lokalisiert und in die Arbeit einbezogen werden.

 

Im Vorgängerprojekt des VWI wurden zwar Zeugnisse und Quellen - vor allem für Zwangsarbeit in Wien – gesammelt, dennoch bedarf es aber weiterer intensiver Archiv- und Museumsforschungen, einschließlich einer intensiven Recherche privater Sammlungen, der Umstände der Abschiebung und Zwangsarbeit in Wien und Umgebung, der Bedingungen für die Rückkehr nach Ungarn und der rechtlichen Schritte nach dem Krieg.

 

Ein weiteres Ziel ist es, die bestehende zweisprachige (ungarische und deutsche) Website und Datenbank von VWI um das ungarische Kapitel der Deportation, die Vorgeschichte des Zwangsaufenthaltes in Wien und Umgebung auszubauen. Die Website wird auch Forschern und Laien in englischer Sprache zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse werden weiters Schulen und dem Hochschulbereich sowohl in Ungarn als auch in Österreich sowie lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Gedenkveranstaltungen zur Verfügung gestellt werden.

 

Das Vierjahresprojekt steht in Ungarn unter der Leitung der Szegeder Historikerin Judit Molnár, am VWI unter jener von Kinga Frojimovics.

 

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