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Jacqueline Vansant: „Bitte vergeßt nicht, alle Briefe gut aufzuheben“: Agency in einem Briefwechsel ehemaliger österreichisch-jüdischer Schüler in der Emigration
   

Wednesday, 23. May 2018, 15:00 - 17:00

Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), 1010 Wien, Rabensteig 3, Research Lounge, 3. Stock

 

VWI invites INJOEST – Institut für Jüdische Geschichte Österreichs

PostkarteEs muss in den Wochen kurz nach dem Anschluss gewesen sein. Eine Gruppe 15- bis 16-jähriger Schüler jüdischer Herkunft verabschiedet sich ‚für immer‘ auf der Schwedenbrücke in Wien. Es ist unsicher, wo sie landen werden und wie ihre Zukunft verlaufen wird. Die Schüler des traditionsrei-chen Franz-Joseph-Gymnasiums wissen nur, dass sie aus Wien wegmüssen, jedoch den Kontakt zueinander nicht verlieren wollen. Sie versprechen einander nicht nur zu schreiben, sondern hecken einen komplizierten Plan für eine Art Rundbrief aus. Aus dem Versprechen entsteht eine erstaunliche Korrespondenz und somit ein bedeutendes historisches Dokument. Der Briefwechsel erstreckt sich über die Jahre 1938 bis 1953 und durchquert drei Kontinente. Dank der Überzeugung der jungen Korrespondenten, dass der Austausch von historischem Interesse sein könnte, sind sowohl viele der Rundbriefe als auch einzelne Briefe der Schüler erhalten. Die Korrespondenz, die mit dem Ziel gegründet wurde, „Privatangelegenheiten und -schicksale“ auszutauschen, überlebte allen Widrigkeiten zum Trotz aufgrund des Einfallsreichtums, der Hingabe und der Hartnäckigkeit der Beteiligten. Sowohl die Form der Korrespondenz als auch die Maßnahmen, welche die Rundbrüder setzten, um sie aufrechtzuerhalten, sind Ausdruck ihrer Handlungsmöglichkeiten (Agency). Gelang es ihnen, ein funktionierendes System zu entwerfen und den Kontakt miteinander nicht zu verlieren, war das ein Beweis dafür, dass sie auf ihre Weise dem neuen Regime trotzen konnten. Bevor Vansant darauf eingeht, wie Agency in der Planung, Ausführung und Aufrechterhaltung des Briefwechsels ausgedrückt wird, verortet sie die Schüler in der Schule und in Wien und zeichnet ihre Exilwege kurz auf.

Kommentiert von Philipp Mettauer

Jacqueline Vansant ist Senior Fellow am VWI und Professorin für Germanistik an der University of Michigan-Dearborn. Sie hat verschiedene Publikationen zu österreichischer Literatur und Kultur nach 1945 und Exil vorgelegt. Wichtige Publikationen: Reclaiming ‘Heimat': Trauma and Mourning in Memoirs by Jewish Austrian Réemigrés (2001), Challenging Austria’s Victim Status: National Socialism and Austrian Personal Narratives, in: German Quarterly 67 (1994) 1, 38-57, Cohesive Epistolary Networks in Exile, in: Helga Schreckenberger (Hg.), Networks of Refugees from Nazi Germany: Continuities, Reorientations, and Collaborations in Exile, Amsterdam 2016, 247–261.

Philipp Mettauer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für jüdische Geschichte Österreichs. Projekte und Publikationen zur österreichisch-jüdischen Emigration nach Argentinien, Shoah und Nationalsozialismus im Familiengedächtnis, Zwangsumsiedlung der Wiener Jüdinnen und Juden in Sammelwohnungen, NS-Psychiatrie und Medizinverbrechen. Wichtige Publikationen: Erzwungene Emigration nach Argentinien. Österreichisch-jüdische Lebensgeschichten (2010), Drei Generationen. Shoah und Nationalsozialismus im Familiengedächtnis (zusammen mit Martha Keil, 2016), Die „Judenumsiedlung“ in Wiener Sammelwohnungen 1939 – 1942 (2018).

Bitte melden Sie sich unter This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. bis Dienstag, 22. Mai 12.00 Uhr, an und bringen Sie einen gültigen Lichtbildausweis mit!

Hier finden Sie die Einladung als PDF.

In Kooperation mit:

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