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Suzanne Swartz: Heimliche Begegnungen. Berührungsfelder zwischen jüdischen und polnischen Kindern im besetzten Warschau
   

Mittwoch, 22. April 2015, 08:30 - 10:00

Akademisches Gymnasium, 1010 Wien, Beethovenplatz 1

 

VWI goes to the AKG

 

AKG WIEN-fotoJüdische und polnische Kinder begegneten einander im von NS-Deutschland besetzten Warschau fast ausschließlich in lebensgefährlichen Situationen. Einer der bemerkenswertesten Fälle war eine Gruppe jüdischer Kinder, die außerhalb des Ghettos Zigaretten direkt unter den Augen der Gestapo verkaufte. Diese Bande von ehemaligen Schmugglern im Alter von sechs bis fünfzehn Jahren entstand ab 1942, nachdem die Deportationen aus dem Warschauer Ghetto in die Vernichtungslager angefangen hatten. Die wenigen noch überlebenden jüdischen Kinder mussten entweder mit der Hilfe von Erwachsenen Verstecke finden oder versuchen, außerhalb des Ghettos zu überleben. Einige dieser Kinder wurden so Zigarettenverkäufer, die begannen, einander zu helfen und zu unterstützen.


Bei ihrer Tätigkeit stießen sie in den Straßen Warschaus oder auf dem Platz der drei Kreuze, wo die Gruppe ihre Waren regelmäßig verkaufte, auf polnische Kinder, die ebenfalls in den Straßen der Stadt hausten. Die jüdischen Kinder mussten sich zusammenschließen, um zu vermeiden, von den anderen drangsaliert oder denunziert zu werden. Dieses Aufeinandertreffen musste aber nicht immer ausschließlich negativ sein; gab es doch durchaus auch polnische Kinder und Jugendliche, die der Gruppe kurzfristig oder durchgehend halfen.


Der Beitrag wird die Geschichte der Zigarettenverkäufer als komplexe Begegnungen unter Kindern im besetzten Polen darstellen. Obwohl die Gruppe zweifellos einen außergewöhnlichen Fall von Lebenslagen von Kindern während des Krieges darstellt, ist sie doch auch ein maßgebendes Beispiel für die unterschiedlichen Möglichkeiten, wie sich kindliche Beziehungen und Begegnungen im besetzten Polen entwickeln konnten. Es ist aber auch ein Fall, mit dessen Hilfe es möglich ist, die polnisch-jüdischen Beziehungen in der NS-Besatzungszeit auf der Ebene von Kindern zu erforschen. Ebenso ist es ein Fall, der den Stellenwert und das Gewicht des Zusammenwirkens von Kindern angesichts von Leid und Katastrophe zeigt.

 

Kommentar: Reinhard Sieder


Suzanne Swartz ist Doktorandin an der Stony Brook University, New York wo sie 2013 ihren M.A. erwarb. (B.A.: Colby College - 2007). Sie nahm am Archivseminar des German Historical Instituts und am Auschwitz Jewish Center Fellows Program teil. 2012 war sie Lipper Intern für Holocaust Education am Museum of Jewish Heritage. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Widerstand der Kinder, polnisch-jüdischen Beziehungen, Erinnerung und Holocaust-Bildung.

 

Reinhard Sieder ist Professor der Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien.

 

In Zusammenarbeit mit:

 

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Hier finden Sie die Einladung als PDF.

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